Uzwil ist Energiestadt Gold
Die Auditoren schauten sich Uzwils Entwicklungen auch vor Ort an. Hier erklärt Marcel Huber, Bereichsleiter Infrastruktur der Gemeinde, den Schifflipark. Dabei von links: Nora Farrag, Energiestadtberaterin, Renate Graf, Gemeinderätin, Claudia Luethi, Schweizer Auditorin, Leonard Meyer, internationaler Auditor, Christoph Paly, Bereichsleiter Bau der Gemeinde.
Energiestadt Gold ist die höchste Auszeichnung für Städte und Gemeinden, die sich kontinuierlich für eine effiziente Nutzung von Energie, für erneuerbare Energien und Klimaschutz engagieren und besonders hohe Anforderungen erfüllen. Mit dem «European Energy Award Gold» ausgezeichnete Energiestädte gehören zu den besten in Europa. Uzwils ressortverantwortliche Gemeinderätin Renate Graf dazu: «Ich bin stolz darauf, dass Uzwil als fünfte Gemeinde im Kanton das europäische Label Energiestadt Gold erhalten hat. Die Workshops und Besprechungen im Hinblick darauf waren intensiv. Mein Dank geht an alle, die mitgearbeitet und zu diesem Erfolg beigetragen haben.» Sie ergänzt, Energiestadt sei für sie nicht einfach ein Label zum Vorzeigen. Es sei vielmehr die Idee eines kontinuierlicher Verbesserungsprozesses. Bis zum Ziel „Netto-Null“ im 2050 sei es noch ein weiter Weg. «Mit der Auszeichnung Energiestadt Gold hat Uzwil einen weiteren Schritt dazu getan.»
Pionierrolle
Nora Farrag begleitet als Energiestadt-Beraterin Uzwils Weg. Wie blickt sie auf Uzwil? «Ich erlebe Uzwil als sehr agile, vorwärts gerichtete Gemeinde. Die Bestrebungen im Energie- und Klimabereich sind fundiert erarbeitet und zielgerichtet. Dies hat aus meiner Sicht in erster Linie mit den qualifizierten Fachpersonen zu tun, die bei der Gemeinde arbeiten.» Als wichtiges Element des Uzwiler Weges sieht sie auch das Energiewende-Reglement, welches eine solide Basis für die Aktivitäten der Gemeinde in diesem Bereich und ihre Finanzierung bildet. «Vorbildlich zeigt sich die Gemeinde aber auch bei der Bewirtschaftung ihrer eigenen Gebäude. Nach und nach werden die Dächer mit PV-Anlagen bestückt - der Anteil an selbst produziertem Strom am Gesamtstrombedarf lag im Jahr 2022 bereits bei 22%. Wo Dächer nicht für die Stromproduktion geeignet sind, werden sie begrünt. Massnahmen zugunsten der Biodiversität und zur Anpassung an den Klimawandel werden in Uzwil aktiv umgesetzt. Die Gemeinde hat in diesem Bereich sogar eine Pionierrolle inne, zumindest im Kanton St. Gallen.»
Biodiverse Lebensräume
Claudia Luethi, die Schweizer Auditorin, schildert ihre Eindrücke zu Uzwil so: «Beim Spaziergang durch die Gemeinde Uzwil hat mich fasziniert, wie eintönige, teils öde Flächen über die Zeit in attraktive, biodiverse Lebensräume transformiert wurden. Es blüht und summt, unter den Bäumen lässt es sich gut verweilen. Das Zusammenspiel von Menschen in verschiedenen Funktionen ermöglicht Schönes. Seien es die sorgfältig und liebevoll gepflegten Blumenwiesen, der Schifflipark oder der Lindenring. Uzwil liegt der sorgsame Umgang mit Ressourcen am Herzen. Planungen und Konzepte sind auf die Ressourceneffizienz und die Nutzung von erneuerbaren Energien ausgerichtet. Nach und nach wird der Gebäudepark saniert.» Wie passt für sie zusammen, dass Uzwil als Energiestadt eine Eishalle betreibt? «Dank der Sanierung und laufenden Betriebsoptimierungen konnten die Energieverbräuche reduziert werden. Die Energiebuchhaltung half, am richtigen Ort anzusetzen.»
Besser geht immer
Als internationaler Auditor nahm Leonard Meyer aus Berlin Uzwil unter die Lupe. Sein erster positiver Eindruck war, dass der Zug ihn ohne Störung und Verspätung nach Uzwil brachte. Für Nicht-Schweizer offenbar eine Besonderheit. «Am Bahnhof fiel mir dann auch die volle Radabstellanlage auf. Ich dachte, ah, die Gemeinde ist auf dem Weg.» Uzwil ist auf dem Weg - zur Treibhausneutralität bis 2050, wie das die Schweizer Stimmbevölkerung im Juni 2023 vorgegeben hat. Leonard Meyer dazu: «Sie verbessern beispielsweise Ihren Gebäudepark energetisch schrittweise auf Basis der Energiebuchhaltung in Richtung dieses Ziels. Die jahrelangen Anstrengungen der Gemeinde hin zur Energiewende haben den Energieverbrauch deutlich reduziert. Sie sind noch nicht am Ende und geben aber ein Beispiel für die Einwohnerinnen und Einwohner, für Ihre Wirtschaft. Diese müssen Sie mitnehmen, um das Ziel 2050 zu erreichen. Sie sind dabei, sich auch an die unvermeidbaren Folgen des Klimawandels anzupassen.» Und was sagt er zu Menschen, die sich daran stören, dass auch bei einer Energiestadt mal eine Aussenbeleuchtung unnötig brennt? «Es ist gut, wenn die Gemeinde dazu eine Rückmeldung aus der Bevölkerung bekommt. Das hilft, besser zu werden. Die Auszeichnung als Energiestadt Gold ist eine Momentaufnahme und besser geht immer.»