Autos gehören nicht aufs Trottoir
Seit 72 Jahren ist das Oberstufenschulhaus Schöntal in Betrieb. Seither begleitet auch das Nur ich, nur schnell. Und schon steht das Auto auf dem Trottoir. Um etwas in einen Briefkasten zu werfen, um kurz etwas einzukaufen oder weils dort grad am nächsten ist und Platz hat. Die Folge: Zu Fuss, mit dem Rollstuhl, dem Rollator oder dem Kinderwagen gibt’s auf dem Trottoir kein Durchkommen mehr. Die schwächeren Verkehrsteilnehmer werden gezwungen, ihren sicheren Raum zu verlassen und auf die Strasse auszuweichen. Das ist ärgerlich und gefährlich, besonders auch für Kinder auf dem Schulweg oder für Menschen mit einer Sehschwäche oder Sehbehinderung.
Was sagt das Gesetz?
Das Gesetz ist klar: Das Trottoir ist den Fussgängerinnen und Fussgängern vorbehalten. Parkieren auf dem Trottoir ist für Autos und Motorräder verboten. Was tun, wenn trotzdem auf dem Trottoir parkiert wird? Man darf gerne Fahrzeuglenkende ansprechen oder ihnen einen Hinweiszettel unter den Scheibenwischer klemmen. Nützts nichts, kann man sich auch an die Polizei wenden. Erlaubt ist hingegen – und das wissen offenbar viele Autolenkende nicht - auf der Fahrbahn von Nebenstrassen zu parkieren, sofern andere Fahrzeuge weiterhin durchfahren können und das Parkieren dort nicht ausdrücklich verboten ist.
Velos auf dem Trottoir?
Unterschiedliche Geschwindigkeiten sind ein Problem, das zu Fuss Gehende nur all zu gut kennen, wenn ihnen auf dem Trottoir ein Velo oder ein E-Scooter überraschend um die Ohren fährt. Auch hier ist die Rechtslage klar. Velos gehören nicht aufs Trottoir. Lediglich Kinder bis 12 Jahre dürfen mit dem Velo aufs Trottoir, wenn weder ein Radweg noch ein Velostreifen vorhanden ist. Auch E-Scooter dürfen nicht auf dem Trottoir fahren. Das Gesetz stellt sie mit dem Velo gleich. Abgestellt werden dürfen Velos und Scooter auf dem Trottoir nebenbei, wenn mindestens 1,5 Meter für Fussgängerinnen und Fussgänger frei bleiben. Auch wenns erlaubt ist: Für Menschen mit einer Sehbehinderung sind alle Hindernisse auf Trottoirs ein Risiko.
E-Scooter im Trend
E-Scooter sind als neue Mobilitätsform zunehmend im öffentlichen Raum unterwegs. Sie werden oft als wertvolles Element gesehen, damit der Arbeitsweg statt mit dem Auto mit dem öV zurückgelegt wird – und der Scooter dann als Fahrzeug für die «letzte Meile» dient. Dar-auf basieren teilweise auch Mobilitätskonzepte von Firmen, die Mitarbeitende motivieren wollen, auf nachhaltigere Mobilitätsformen für den Arbeitsweg zu wechseln. An verschiedenen Orten sind dafür auch Leih-E-Scooter im Einsatz. Für sie können Gebiete gesperrt werden, die sie nicht befahren dürfen. Die Systeme sind aber nicht so präzis, dass sie technisch von Trottoirs verbannt werden können. Aufgrund der erhöhten Lage des Bahnhofs in Uzwil können E-Scooter durchaus attraktiv sein. Gleichzeitig zeigen die Erfahrungen andernorts, dass E-Scooter-Fahrende die Zufussgehenden stören, wenn sie auf dem Trottoir unterwegs sind. Oder wenn Scooter im öffentlichen Raum herumliegen und beispielsweise Trottoirs blockieren. Die Gemeinde wird aufmerksam beobachten, wie sich die Situation mit den E-Scootern als neuer Mobilitätsform entwickelt.
Rücksichtnahme
Der öffentliche Raum muss vielfältigen Interessen dienen. Konfliktfrei kann das Nebeneinander verschiedener Mobilitätsformen funktionieren, wenn die Verkehrsregeln beachtet werden, die individuellen Sicherheitsbedürfnisse auch der anderen Verkehrsteilnehmenden Teil des eigenen Denken und Handeln sind und Rücksicht genommen wird. Schwierig ist das eigentlich nicht.